Upcycling Tipps und Tricks

Ich habe dir hier meine wichtigsten Erkenntnisse über das Upcycling zusammengestellt:

Weniger ist mehr

Beim Upcycling geht es nicht unbedingt darum, völlig neue und unerwartete Styles zu nähen. Um Kleidungsstücke vor dem Wegwerfen zu bewahren, reicht es oft, sie ein wenig anzupassen. Ein Oberteil verlängern, ein zu kurzes Kleid zu einem Oberteil kürzen, eine kaputte Hose stylisch flicken – das sind nur einige Ideen. Denn oft gefällt mir ein Teil grundsätzlich, sonst hätte ich es erst gar nicht gekauft. Ein paar kreative und simple Ideen habe ich euch hier als Upcycling Hacks zusammengestellt.

Patchwork-Technik

Hier siehst du ein Schnittmuster und den daraus resultierenden fertigen Pullover.
Bei diesem Pulli habe ich das Schnittmuster so zerschnitten, dass ein Block-Muster entsteht.

Oft sind die verfügbaren Stoffe beim Upcycling nicht groß genug, um das Schnittmuster eines neuen Schnitts genau auszufüllen. Hier hilft es, durch Patchwork verschiedene Teile aneinander zu nähen. Dafür zerschneidet ihr das Schnittmuster und schneidet die Stoffteile unter Hinzugabe der Nahtzugabe aus verschiedenen Stücken aus. Dann näht ihr zuerst diese wieder aneinander, bevor ihr wie gewohnt mit dem Schnitt fortfahrt. Wenn die aneinander genähten Teile die gleiche Farbe haben, kann man sie durch eine kontrastierende Paspel absetzen. Die Patchwork-Technik macht eure Upcycling-Ergebnisse nicht nur einzigartig, sondern oft auch peppiger. Zur kompletten Anleitung geht es hier:

Einige meiner Projekt mit Patchwork-Technik seht ihr hier:

Paspeln aus Saumresten

Anfangs habe ich den Saum von alten Shirts immer weggeworfen, wenn ich aus dem Teil etwas Neues genäht habe. Für neue Schnitte benötigt man die alten Nähte nicht. Paspeln sehen nicht nur super aus, sie verstärken Nähte auch zusätzlich, was beim Upcycling von alten Stoffen oft hilfreich ist. Für diese Hose hatte ich Paspeln selbst hergestellt, indem ich Stoffstreifen ausgeschnittenen habe. Aber es ist gar nicht so einfach, die schön gerade zu schneiden und viel Aufwand, weil man sie erst in sich zusammennähen sollte und dann nochmal einarbeiten muss.

Beim alten Saum lasse ich die Naht erstmal dran, so habe ich gleich die „Röhre“. Ich klemme den alten Saum zwischen die beiden Stoffe, die aneinander genäht werden. Dann nähe ich sie mit der Overlock zusammen und schneide dabei gleichzeitig die alte Naht ab. Die Paspel wird so genau richtig breit und schön gleichmäßig.

Saumpaspel mit der Overlock annähen und ein Detailbild mit Saumpaspel
Um die Paspel anzunähen, kann sie an eine oder sogar gleich zwischen beide Lagen genäht werden.

Relevante Bereiche behalten spart Arbeit

Upgecycelte Kleidungsstücke können professionell aussehen, auch wenn man selbst kein Nähprofi ist. Der Trick ist, die Bereiche zu behalten, die man selbst nicht so gut nähen kann: schöne Säume, schöne Ausschnitte, Taschen, Reißverschlüsse, etc. So smart, so einfach.

Hier siehst du einen Pullover, eine Hose und einen Schal, die zu einem neuen Pullover upgecycelt wurden.
Bei diesem upgecycelten Pullover habe ich die Ärmel behalten und mir so das erneute Annähen der Bündchen gespart.

Stoffe richtig verwenden

Upcycling ist nicht Zero Waste. Warum nicht? Weil man schlechte, dünne und rissige Stoffe nicht ohne weiteres zum Upcyceln verwenden kann. Diese Stoffe reißen sonst oft direkt an den Nähten, sobald man fertig ist. Ja, ich habe da so meine Erfahrung. Und dann ist es schade um die viele Arbeit. Mein Tipp: Stoffe mit einem Probestück nähen und einmal fest an der Naht ziehen. Sieht man dann schon erste kleine Löcher rund um die Naht, sollte man den Stoff lieber nicht als Oberstoff verwenden.

Hier siehst du Schnittstücke des schwarzen und des geblümten Stoffs.
Bei diesem Pullover habe ich oben ein Stück Schal eingenäht. Um den Teil stabil zu bekommen, habe ich ihn zweilagig gemacht und ein Stück der Leggings untergelegt. Praktisch war auch, dass dadurch eine Naht verdeckt wurde.

Es gibt aber mehrere Möglichkeiten, die Nähte zu stabilisieren oder die Stoffe als Innenfutter oder Verstärkung zu verwenden. Letzteres gilt auch für Stoffe, die nicht so schön sind. Mit mehrfach verstärkten Nähten, Paspeln oder Biesen können empfindliche Stoffe besser verarbeitet werden. Auch der richtige Einsatz deiner Werkzeuge liefert hier seinen Beitrag (passende Nadeln, passendes Garn, richtige Fadenspannung etc.).

Ideen für gute Bündchen

Gute Bündchen sind das A und O. Sie müssen sitzen, elastisch, nicht zu weit und nicht zu eng sein. Da Bündchen von gebrauchter Kleidung oft ausgeleiert sind, eignen sie sich häufig nicht für eine Zweitverwendung. Ihr könnt Bündchen aber aus doppelt gelegten elastischen Shirts, aus alten Bündchen mit eingearbeitetem Gummi oder mit einem zusätzlichen Gummi nähen.

Hier siehst du einen Halsausschnitt mit orangefarbendem Bündchen und einen Bündchensaum.
Bei diesem Pulli habe ich das alte Bündchen abgeschnitten und auf den Saum und den Halsausschnitt aufgeteilt. Weil es schon etwas ausgeleihert war, habe ich es straffer gezogen als vorher.

Use what you have

Mir kommen die besten Ideen meistens erst mit dem verfügbaren Kleidungsstück. Was daran ist kaputt und muss weg? Was ist schön und sollte unbedingt erhalten bleiben? Erst dann entscheide ich, was ich damit mache. Manchmal entscheide ich mich beim Nähen auch noch um. So war es zum Beispiel auch bei diesem Blockstreifen Rock hier, den ich beim Upcycling Wettbewerb von Klima Arena eingereicht habe. Wenn man so will, geht es auch darum, das alte Kleidungsstück zu wertschätzen und ihm zu einer Beförderung zu verhelfen.

Einzelteile der drei Stoffe und Arbeitsschritt beim Puffärmel-Herstellen
Die verwendeten Stoffstücke entsprechen genau dem, was ich zur Verfügung hatte: Der Schal war dreieckig. Die Mittelteile entsprechen der Form der Hose. Die orangefarbenen Teile sind genauso geschnitten, dass der Rücken des ursprünglichen Pullis perfekt ausgenutzt wurde. Weil die Ärmel eigentlich zu weit waren, habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und sie als Puffärmel angenäht.

Embrace imperfection

Wertschätze das Unperfekte! Beim Upcycling hast du oft nur eine Chance – denn dann ist der Stoff vernäht. Manchmal klappt nicht alles so, wie du dachtest. Manchmal musst du Kompromisse eingehen. Manchmal bist du vielleicht mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden. Mir jedenfalls geht das so und deshalb schreibe ich darüber auch. Denn was am Ende zählt, ist dass du dich entschieden hast, etwas für die Umwelt zu tun. Und darauf kannst du stolz sein!

HIer siehst du zwei Beispiele für Fehler, die mir passiert sind.
Ich hatte für den Halsausschnitt nicht mehr viel Bündchenstoff übrig. Leider ist er dadurch etwas ungleich breit geworden. Außerdem ist der Schalstoff unter dem Arm etwas eingerissen. Ich habe es durch einen Zickzackstich fixiert, den man unter dem Arm kaum sieht.

Tatsächlich ist bei mir auch schon das ein oder andere Projekt komplett in die Hose gegangen. Auch das ist Teil der Reise, auch wenn es nicht schön ist. Ein Story Highlight über ein Teil, das nach dem ersten Tragen komplett gerissen ist, findest du hier neben diesem Beitrag auf Instagram.

Durch Upcycling wird ein Teil nicht unsterblich

Upcycling ist eine tolle Sache. Es schont Ressourcen und schafft einzigartige, schöne und tragbare neue Teile. Aber man muss mit der richtigen Erwartungshaltung an die Sache herangehen. Je nach Zustand der Stoffe halten die neuen Teile nicht ewig – gerade bei Kinderkleidung, die stark beansprucht wird. Sie bekommen ein zweites Leben. Aber sie werden nicht unsterblich.