Perfekte Upcycling-Kindergartenhose aus Sweat-Jeans-Kombination nähen

Das Wunderbare am Upcycling ist: die maximale Kreativität wird durch die Einschränkung entfaltet, die entsteht, wenn man mit Altkleidern arbeitet anstatt mit Meterware.

Ein Beispiel: ich hatte schon länger überlegt, die Lille Kaki aus Jeans zu nähen. Ich finde, dass der Schnitt dafür bestens geeignet ist (gedacht ist es für Sweat). Eine meiner Lieblingsjeans ist kürzlich gerissen. Gleich an mehreren Stellen, Reparatur unmöglich…ich hatte sie schon gebraucht bekommen und super viel getragen, da ist es verständlich, dass sie jetzt das Zeitliche gesegnet hat. Aber wie bei allen kaputten Kleidungsstücken sind 90% des Stoffes noch vollkommen in Ordnung. Die perfekte Basis also für eine Kinderhose!

Die Kombi aus Jeans und Sweat ist selten, macht aber total Sinn!

Im Kopf hatte ich also eine schwarze Lille Kaki aus Jeans. Schnittmuster aufgelegt und folgende „Probleme“ festgestellt: 

  • An der Vorderseite mit den aufgerissenen Knien konnte ich keins der langen Schnittmusterteile komplett verwenden.
  • Überhaupt reichte der Stoff der engen Röhrenjeans nicht für die Kinderhose in Größe 110.

Ich brauchte also einerseits eine Lösung für die kaputten Vorderseiten und andererseits einen zweiten Stoff, mit dem ich die Jeans kombinieren konnte.

Während ich in den letzten vier Monaten unzählige Kinder Jeans mit Löchern an den Knien geflickt oder gekürzt hatte, hatte ich mir mantra-mäßig vorgesagt: „Wenn ich jemals eine Kinder-Jeans nähen sollte, dann mache ich sie an den Knien gleich doppellagig!“. Das war also schon die Lösung für das erste Problem, denn ich habe die Vorderseite der Lille Kaki gedrittelt und im Kniebereich ein doppellagiges Stück eingebaut. So konnte ich die Bereiche über den gerissenen Knien der alten Hose gut verwenden und die kaputten Bereiche aussparen.

Fehlte also nur noch ein Partnerstoff. Beim Blick in die Upcyclingkiste fiel mir ein sehr dünner, an den Bündchen ausgeleierter und fleckiger Pulli in die Hände. Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass ich daraus überhaupt noch mal etwas machen würde. Aber wegen der Rennautos hatte ich ihn nicht weggeschmissen. Und siehe da: die Kombination war perfekt! Nicht nur, dass die Stoffe farblich gut zusammenpassten. Ich konnte die Rückseite und Ärmel für die Seitenteile und das Bündchen der Hose verwenden und die fleckige Vorderseite brauchte ich nicht, sie durfte als Lappen in die Garage wandern.

Am Bund hat die Hose ein bequemes Bündchen mit Gummi.

Bei den beiden alten Stoffen hatte ich Befürchtungen, dass die Nähte eventuell nicht lange halten würden. Ich habe daher alle Nähte noch einmal mit einem Jeansgarn abgesteppt. Noch so ein Makel, der zum Feature wurde: denn die kontrastreichen Nähte sorgen nicht nur dafür, dass die Stabilität besser ist, sie machen die Hose auch schick und professionell.

Alles abzusteppen kostet Zeit, aber es lohnt sich – finde ich!

Durch die Jeans-Sweat-Kombi ist die Hose die perfekte Kindergartenhose geworden: bequem an den Seiten und am Bündchen für maximale Bewegungsfreiheit, stabil an den Knien und an der Hinterseite, wo im Kindergartenalltag die größte Belastung für den Stoff stattfindet. Und warum das so wunderbar ist: auf die Idee wäre ich so gar nicht gekommen! Erst die Limitation der Stoffe hat die Hose zu dem gemacht, was sie jetzt ist. Grandios, oder?

Rennautos sind die große Liebe, auch das passt perfekt.

Und wenn Upcycling euch auch so Spaß macht und ihr noch mehr Ideen für Kinderhosen sucht, stöbert doch mal hier durch:

Einer alten Sweatshirt-Jacke als Kinder-Jogginghose zu einem zweiten Leben verhelfen

Das Ausgangsmaterial für die Hose in diesem Beitrag ist eine Jacke, die mir sehr am Herzen liegt. Sie stammt von meinem Onkel. Normalerweise bekomme ich Teile für das Upcycling geschenkt, wenn liebe Menschen sie nicht mehr brauchen. Hier war das nicht so. Mein Onkel hat die Jacke buchstäblich bis zu seinem Lebensende getragen. Ich habe sie aus einem Stapel alter Kleider gezogen, als ich meine Eltern dabei unterstützt habe, das Haus aufzuräumen. Es ist ein komisches Gefühl, wenn ich den Eigentümer der Jacke nicht mehr fragen kann, ob es ihm eigentlich Recht ist, dass ich das geliebte Stück zerschneide. Ich kann einfach nur hoffen, dass das so ist. Immerhin lag meinem Onkel das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Mir fällt es schwer, an so eine Sache rational und pragmatisch heranzugehen, wie es sonst meine Art ist. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, etwas sehr schönes daraus zu machen.

Die Jacke hatte kaputte Reißverschlüsse und relativ viel Pilling. Sie wurde wirklich oft getragen.

Dann ist mir das Probenähen von der lieben Sarah von @krul_len_bol über den Weg gelaufen. Das schicke Schnittmuster „Lille Kaki“ wollte ich auch gerne vernähen. Und siehe da: besser hätte der Schnitt nicht zu der Sweat-Jacke passen können! Die Länge war für eine Hose in 110 genau groß genug. Die schmalen dunkelblauen Streifen konnte ich perfekt für den geteilten Schnitt wiederverwenden (es gibt unterhalb der Cargo-Tasche eine zusätzliche Naht, die im Schnittmuster nicht vorgesehen ist, aber die sieht man nicht). Ich konnte außerdem endlich einmal „richtige“ Hosentaschen ausprobieren, das war schon lange mein Ziel.

Beim Upcycling steht am Anfang immer der Match zwischen altem Kleidungsstück und neuem Schnittmuster im Vordergrund. Nach dem Nähen müssen natürlich immer noch die passenden Foto Props gefunden werden!

Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Die Hose ist zwar eine bequeme Jogginghose, aber trotzdem schick. Ich hoffe, dass ich meinen Anspruch gerecht geworden bin, aus dem Erbe noch etwas Gutes herzustellen. Ruhe in Frieden!

Die vielen Taschen werden jetzt schon geliebt, ihr glaubt ja nicht, was Kindergartenkinder alles verstauen müssen :-D

Ich hatte beim Nähen der Jogginghose meine liebe Not mit meiner Overlock-Nähmaschine, da sie Probleme hatte, bei 3 oder mehr Lagen Sweat unter dem Nähfuß eine saubere Naht zu nähen. Sie hat regelmäßig Stiche ausgelassen. Ich habe etwas herumexperimentiert und meine Community auf Instagram gefragt. Daraus entstanden ist die folgende Hilfe-Seite, in der ihr verschiedene Tipps bekommt, wie man aussetzende Stiche bei der Overlock vermeidet und was ihr tun könnt, wenn es bereits passiert ist:

Oberteile verlängern: Lösungen für zu kurze Shirts und Pullover

Upcycling bedeutet für mich auch, Kleidungsstücke wieder tragbar zu machen. Zu kurze Kleider, Shirts und Pullover sind ein häufiges Problem. Hier zeige ich euch ein paar Beispiele, bei denen ich Teile kreativ verlängert habe.

  1. Neues Mittelteil bei Kleid einsetzen
  2. Langarmshirt mit Rüschen verlängern
  3. Bündchen bei Pullover austauschen
  4. Häkelbündchen an Strickpullover annähen
  5. Aus zwei Shirts ein neues längeres machen
  6. Zu kurzes Shirt mit Rock als Kleid verlängern
  7. Upsizing allgemein

Neues Mittelteil bei Kleid einsetzen

Ich hatte dieses Kleid gebraucht bekommen: es war viel zu weit und viel zu kurz. Ich trug es eine Weile mit einem Taillengürtel, aber auch da konnte ich nur eine blickdichte Strumpfhose anziehen und fühlte mich trotzdem unwohl. Als ich eine ausgeleiherte Turnhose geschenkt bekam, kam mir die Idee, das Kleid in der Mitte zu zerschneiden und den dunkelblauen Samtstoff einzufügen. Ein echter Hingucker!

Indem ich an der Taille ein Stück eingefügt habe, konnte ich auch gleich noch die Form optimieren.

Langarmshirt mit Rüschen verlängern

Kinderkleidung ist oft zu kurz, bevor sie zu eng ist – manchmal ist sie sogar in der Länge zu kurz, bevor sie in der Breite je richtig gepasst hat. Das liegt an schlechten Schnitten, am Eingehen beim Waschen und auch daran, dass Kinder gerade im Kindergartenalter hauptsächlich in die Länge wachsen. Verlängern finde ich in den Fällen viel sinnvoller als Weitergeben, weil die Sachen dann anderen Kindern ja auch nicht passen.

Hier habe ich die Reste des einen Shirts verwendet, das als Saum und Kragen in meinem Upcycling-Pulli “Lys” Verwendung gefunden hat. Es hat genau das gleiche Grau wie der Triceratops und passt daher super. Ich habe die Breite (es war eine Damengröße 40) gar nicht verändert, sondern es als Volant gerafft angenäht. Die Ärmel sind breite Bündchen und sehr schön weich. So wird das Oberteil noch eine Weile passen!

Gefällt dir das Ergebnis? Dann gib mir gerne ein Like auf Instagram! Resize Shirt

Bündchen bei Pullover austauschen

Kennt ihr das? Ihr seht ein Teil im Laden, verliebt euch sofort, in der Umkleide passt es wie angegossen und schon nach dem zweiten Mal Tragen fragt ihr euch, wie ihr euch eigentlich dafür entscheiden konntet? Ich mag das graue Pünktchenmuster total, aber diese Seitenschlitze stehen mir einfach nicht. Der Pulli fiel total weit und formlos an mir herunter. Als mein Mann mich fragte, wo ich den Pulli nochmal her hatte und ob ich ihn bei einem Discounter gekauft hätte, war es endgültig mit der Liebe vorbei. Ich habe für mich selbst noch nie Kleidung beim Discounter gekauft und habe auch nicht vor, das zu tun.

Der Unterschied ist nur klein, hat aber eine große Wirkung!

Ich habe den unteren Teil abgeschnitten und ein neues Bündchen angenäht. Im Sweater-Stil gefällt er mir nun wieder gut! Ich schnitt kurzerhand den Saum ab und nähte aus einem Bündchenstoffrest ein neues Bündchen an. Keine halbe Stunde Arbeit und schon ist er einer meiner Lieblingspullis! Hier erfahrt ihr noch mehr Details:

Häkelbündchen an Strickpullover annähen

Was macht man mit einem alten Strickpullover, der zu kurz gewaschen ist? Wegwerfen? Falsch! Verlängern? Richtig! Aber wie? Ich hatte die Idee, ein dekoratives Bündchen zu häkeln.

Ich liebe ja diese Tätigkeiten, die man auch unterwegs machen kann!

Ich mache ja immer alles zum ersten Mal. Die richtige Breite hinzubekommen war nicht so einfach. Ich musste später nochmal etwas einfügen und darauf achten, dass der Bund gemäß meiner Hüfte nach unten breiter wurde. Tatsächlich hat es geklappt und ich habe, um das ganze noch etwas abgerundeter zu machen, noch Pünktchen am (ehemaligen) Saum und an der Schulter aufgenäht:

Aus zwei Shirts ein neues längeres machen

Kindershirts haben oft die Eigenschaft, beim Waschen breiter und kürzer zu werden, bis sie so richtig unförmig aussehen. Bei diesen beiden zusammenpassenden Shirts habe ich gemeinsam mit einer Freundin (damals hatte ich noch keine Nähmaschine) einen neuen Pulli im Lagenlook genäht.

Praktisch, wenn es gleich zwei Pullis gibt, die man kombinieren kann!

Der hat dann auch richtig lange gepasst und wurde gerne getragen. In diesem Blogbeitrag habe ich das näher beschrieben und noch eine passende Hose dazu upgecycelt:

Zu kurzes Shirt mit Rock als Kleid verlängern

Ein schnelles Projekt für zwischendurch: aus zu kurzem Shirt und seltsam geschnittenem Kleid wird ein zweigeteiltes Kleid mit Raffung unterhalb der Taille. Die Farben passen einfach so perfekt!

Aus zwei mach eins ist bei Kinderkleidung oft eine gute Option!

Upsizing allgemein

Kleidungsstücke zu vergrößern ist eine tolle Möglichkeit, um zu kleine, zu enge oder zu kurze Kleidungsstücke wieder tragbar zu machen. Weitere Beispiele findet ihr hier:

Upcycling 1. Hilfe Tipps: was tun, wenn die Overlock-Nähmaschine bei dicken Lagen Stiche aussetzt?

Wer hobbymäßig näht, kommt schon einmal an den Punkt, dass die Nähte nicht so gelingen, wie man das gerne möchte. Das Wichtigste ist: nicht verzagen! Bei mir ist dieses Problem aufgetreten, als ich bei einer Sweathose inkl. Taschen vier Lagen Sweat unter dem Nähfuß hatte. In diesem Beitrag nenne ich euch Gründe, warum das passiert und wie ihr es verhindern könnt, sowie Maßnahmen, die ihr ergreifen könnt, wenn die Stiche schon daneben gegangen sind.

  1. Das Problem der aussetzenden Stiche
  2. Gründe dafür, dass die Overlock-Nähmaschine Stiche aussetzt
    1. Nähfußdruck zu niedrig
    2. Falsche Fadenspannung, falsche Nadelstärke, alte Nadeln und schlechtes Garn
    3. Keine hochwertige Nähmaschine oder kein hochwertiges Garn
  3. Wie verhindere ich, dass die Overlock-Nähmaschine Stiche aussetzt?
    1. Drei-Stich-Naht verwenden
    2. Nähmaschine anstatt Overlock verwenden
  4. Was kann ich tun, wenn die Overlock-Nähmaschine Stiche ausgesetzt hat?
    1. Linke Naht erneut mit Nähmaschine nähen
    2. Gefaltete Naht absteppen 
  5. Hintergrund: Einer alten Sweatshirt-Jacke zu einem zweiten Leben verhelfen
Schöne und professionelle Kleidungsstücke will jeder nähen, auch ohne gleich eine Profi-Nähmaschine zu kaufen. Mit diesen Tipps klappt es!

Das Problem der aussetzenden Stiche

Wer eine Overlock-Nähmaschine besitzt und nicht nur die klassischen Stoffe wie Jersey oder Sommersweat vernäht, kennt das Problem: da, wo mehrere Lagen aufeinander treffen, lässt die Overlock manchmal die linken Stiche aus. Das Problem beginnt, wenn der verdickte Teil den Nähfuß erreicht. Wenn die linken Stiche einmal „verloren“ sind, kommen sie nur selten wieder zurück und man kann das Weiterlaufen des Problems nur verhindern, wenn man den linken Faden durchschneidet. In der Folge ist die Naht locker, ungleichmäßig und auf der Vorderseite treten die Fäden hervor. So kann man nicht arbeiten!

Gründe dafür, dass die Overlock-Nähmaschine Stiche aussetzt

Wie bei vielen Näh-Problemen kann es verschiedene Ursachen geben. 

Nähfußdruck zu niedrig

Am einfachsten zu beheben und daher als erstes zu testen ist die Einstellung des Nähfußdrucks. Bei vielen Lagen und dicken Stoffen kann dieser maximal erhöht werden.

Falsche Fadenspannung, falsche Nadelstärke, alte Nadeln und schlechtes Garn

Bei jedem Problem mit der Overlock-Nähmaschine sollten diese zwei Punkte als nächstes überprüft werden: Fadenspannung und Nadelstärke. Jeder Stoff hat seine eigenen Anforderungen. Bei der Fadenspannung hilft nur: Probieren und genügend Teststoff und Muße. Die Nadelstärke sollte bei dickeren Stoffen X betragen. Außerdem liegen Probleme beim Stichbild nicht selten an abgenutzten Nadeln. Also erstmal neue einsetzen!

Keine hochwertige Nähmaschine oder kein hochwertiges Garn

Wenn alles nichts hilft, kann das Problem auch einfach an qualitativ minderwertigem Garn oder an der Nähmaschine selbst liegen. Für mehr Spaß am Nähen empfehle würde ich immer den Kauf von hochwertigem Garn empfehlen. Bei der Nähmaschine ist es natürlich nicht so einfach. Eine neue Overlock zu kaufen, die wirklich problemlos alle Stoffe und viele Lagen näht, ist kostspielig und meist kurzfristig keine Option.

Wie verhindere ich, dass die Overlock-Nähmaschine Stiche aussetzt?

Wenn alles nicht geholfen hat, helfen die folgenden Alternativen.

Drei-Stich-Naht verwenden

Ihr könnt bei der Overlock-Nähmaschine auch nur mit drei Fäden nähen. Im vorliegenden Fall von vielen dicken Lagen hilft es, auf die linke Nadel zu verzichten. Bei glatten Sport-Stoffen besteht auch die Möglichkeit, die rechte Nadel zu entfernen.

Bei der Drei-Stich-Naht wird die linke Nadel entfernt und man näht nur mit einer Nadel der Overlock-Nähmaschine.

Beide Optionen haben bei mir zu guten Ergebnissen geführt. Die „schmale“ Naht ohne die linke Nadel steppe ich im Nachgang gerne noch einmal von außen knappkantig ab. Dann hält sie auch auf jeden Fall.

Die resultierende Naht ist etwas schmaler als sonst und hat nur eine längs verlaufende Naht.

Nähmaschine anstatt Overlock verwenden

Alternativ könnt ihr natürlich immer auf die Nähmaschine umsteigen. Hier daran denken: extra stabile Nadeln verwenden, z.B. für Leder. Ich finde die erste Option besser, weil die Nähte schöner verarbeitet werden. Aber das ist nur Geschmackssache.

Unbedingt die erhöhte Nadelstärke beachten, sonst bricht wie bei mir die Nadel ab! Wenn’s einmal läuft – nicht…

Was kann ich tun, wenn die Overlock-Nähmaschine Stiche ausgesetzt hat?

Alle bisher genannten Optionen helfen nur für die nächsten Nähte. Daher gebe ich euch hier noch zwei Tipps, was over tun könnt, wenn die Stiche bereits daneben gegangen sind. 

Linke Naht erneut mit Nähmaschine nähen

Die entstandenen Nähte halten grundsätzlich, sind aber oft schief und lassen Fäden von außen hervortreten. An diesen Stellen kann die Naht erneut abgesteppt werden, z.B. mit einer Stichbreite von 2. Es genügt, ca. 5cm vor der betroffenen Stelle zu beginnen, zu verriegeln und bis 5cm über das Ende der Stelle zu nähen.

Die zusätzlich genähten Nähte sehen von außen perfekt aus, nur innen sieht man, dass hier etwas repariert wurde.

Gefaltete Naht absteppen 

Alternativ oder zusätzlich dazu kannst du die Naht noch einmal von außen knappkantig absteppen. Diesen zusätzlichen Schritt würde ich mir am liebsten auch immer sparen, allerdings hat er zwei wesentliche Vorteile, insbesondere beim Upcycling:

  • Die Nähte halten besser und reißen nicht so schnell (gerade bei „strapazierten“ Stoffen, bei denen wir uns nicht sicher sind, wie lange sie überhaupt noch halten
  • Die Nähte sehen professioneller aus und sind angenehmer zu tragen, weil die Innennaht zusammengeklappt fixiert wird

Zum Absteppen von Nähten habe ich einen eigenen Beitrag geschrieben, den ihr hier findet:

Liebt ihr das Upcycling auch so sehr und braucht noch mehr Hands-On Tipps für gutes Gelingen? Dann schaut doch einmal auf diese Seite: Upcycling Tipps und Tricks.

Hintergrund: Einer alten Sweatshirt-Jacke zu einem zweiten Leben verhelfen

Das Ausgangsmaterial für das Beispiel in diesem Beitrag ist eine Jacke, die mir sehr am Herzen liegt. Hier könnt ihr noch lesen, warum das Projekt ein ganz besonderes für mich war und ich froh bin, dass das Ergebnis letztlich doch so schön geworden ist.

No Upcycling

Ich habe es getan… Ich habe einen ganz normalen Stoff gekauft (auf eBay Kleinanzeigen von jemandem, der ihn nicht mehr brauchte) und habe ein ganz tolles Oberteil genäht: #Björk von @lissi_konfettipatterns und – ich bereue nichts 😄

Eigentlich war das alles gar nicht so geplant… eigentlich wollte ich beim Probenähen von @krul_len_bol teilnehmen. Eigentlich wollte ich ein Sweatkleid nähen. Dann ist mir aufgefallen, wie wahnsinnig viel Stoff man dafür braucht. Den hatte ich nicht. Weil ich trotzdem teilnehmen wollte, habe ich mich dann überwunden, einen Stoff zu kaufen. Dann war ich mir aber plötzlich unsicher, ob mir so ein Oversizeiskleid steht. Also doch nur Hoodie. Also doch Upcycling. Also: Stoff übrig.

Und da ✨ habe ich mir einfach mal einen Wunsch erfüllt und aus einem wunderbaren Sommersweat ein wunderschönes Schnittmuster genäht. Und wenn ich diesen Pulli jetzt ganz, ganz oft trage, ist das auf jeden Fall auch ein bisschen nachhaltig 😇

Beim Nähen von #Björk habe ich mich gefühlt wie bei einer Schneider-Prüfung. Ich wollte nichts falsch machen, weil der Stoff ja neu war (so ein Quatsch eigentlich 😂). Ich habe gemerkt, was ich alles schon kann und wie leicht es mir von der Hand geht. Mit normalem Stoff geht es schneller als beim Upcycling. Ich finde auch, dass die Puffärmel und den Turtle-Neck-Ausschnitt richtig gut geworden sind. Insgesamt würde ich mir eine 1- geben. Bestanden 🎓

Dann habe ich natürlich noch Stoff übrig gehabt. Also habe ich noch eine #MiniMe Version nach dem Schnittmuster „#Immergrün“ von @Firlefanz_schnittmuster genäht. Das gibt es auch in der langen Version mit Puffärmeln.

Ich sag’s euch, wir sehen so süß aus zu zweit 😍

Der Rest meines Sommersweat-Stoffs ist dann noch Teil einer Leggings-Reparatur geworden. Sozusagen ein Hybrid aus altem und neuem Stoff. Ich hatte keinen anderen passenden Upcycling-Rest und war ganz froh, dass dieser so gut passte.

Ihr merkt schon, mich hat diese einschneidende Erfahrung beschäftigt. Soll ich jetzt öfter mit gekauftem Stoff nähen? Es besteht ja schon manchmal ein Dilemma zwischen meinen zwei Zielen, das zu nähen, was wir am meisten brauchen und gleichzeitig nur vorhandenen Stoff zu benutzen. Ich würde auch gerne einmal etwas für meinen Mann nähen. Er findet nie Pullis, die ihm richtig passen, weil er groß und schlank ist. Aber für seine Größe habe ich nie Upcycling-Stoffe, die dafür groß genug sind. 

Jetzt ist der Pulli sogar noch zum Set geworden.

Konvertieren werde ich jedenfalls nicht 😉 aber die pragmatische Wahrheit liegt wahrscheinlich wie immer in der Mitte. Einige von euch haben mich schon darauf hingewiesen, dass es ja durchaus auch Quellen für Stoffreste gibt, eben wie für Altkleider. Es gibt also auch nachhaltige Alternativen zum Stoff-Konsum. Es bleibt spannend 🤩

Regebogen-Häkelbild auf upgecyceltes Shirt applizieren

Wolle ist toll! Im Grundschulalter kann man damit super viel selbständig machen: flechten, häkeln, weben, usw. Als Kind habe ich viel mit Wolle gemacht, zum Nähen kam ich erst viel später. Jetzt sind unsere Kinder dran. Allerdings, wenn man nicht aufpasst und ab und zu mal reinschaut, wird aus den verschiedensten Wollen in der Wollkiste ein einziges großes Wollknäuel – angefangene Flechtwerke, abgeschnittene Stücke und mitgebrachte Teile aus der Grundschule vermischen sich dann gerne mit den bestehenden Resten. Lange Rede kurzer Sinn: am Wochenende haben wir die Wollkiste entknäuelt.

Als ich die vielen kurzen bunten Stücke sah, mit denen man eigentlich nicht mehr viel machen kann, ist mir die Idee mit dem Regenbogen gekommen. Zack, hingesetzt und auch mal wieder etwas gehäkelt. Aber wie bei all den Kindern-Werken stellt sich am Ende hier auch die Frage: was machen wir denn jetzt damit?

Uns ist gleich die Idee mit dem Shirt gekommen. Ich habe dann noch die Schrift ergänzt. Der Regenbogen ist mit Vliesofix aufgebügelt, um ihn vor dem Annähen zu fixieren. Bei der Schrift habe ich von hinten ein abreißbares Stickvlies aufgebügelt. Beides hat super funktioniert!

„Mama, du bist die beste! Danke!“ Natürlich freue ich mich über das Lob :-) aber noch mehr freue ich mich darüber, ein Vorbild zu sein: ich glaube in der Welt von heute ist nichts wichtiger, als den Kindern zu vermitteln, dass sie alles schaffen können. Dass sie jede Idee in die Tat umsetzen können. Das gilt für kleine Dinge, wie einem Regenbogenshirt, genauso wie für die großen und wichtigen Dinge. Was man braucht, sind eine konkrete Vorstellung und ein paar grundlegende Fähigkeiten. Alles andere kann man lernen! Auch Häkelbilder auf Shirts zu applizieren ;-)

Der Schnitt ist „Immergrün“ von Firlefanz in Größe 128.

Ich nähe bei Kindershirts immer den Schnitt „Immergrün“ von Firlefanz. Das Schnittmuster ist kostenlos, man kann es in lang oder kurz nähen und es ist schön schmal geschnitten. Diese Shirts habe ich schon mit dem Schnittmuster genäht und ich werde immer routinierter:

Leider ist das ja noch nicht erfunden worden, das Chamäleon-Garn! Was ich eigentlich nicht verstehe, weil das voll die Marktlücke ist! Ich habe jedenfalls das zweitbeste gemacht, was man in dieser Situation machen konnte: ich habe graues Nähgarn verwendet. Von weitem sieht man das gar nicht. Es verschwindet wirklich gut im Gesamtbild. Von Nahem sieht man es natürlich schon ein bisschen. Aber wer kommt im Alltag dem Shirt schon so nah :-P

Hier findet ihr ein Best Of meiner bisherigen Applikationen, die ich mit Vliesofix appliziert habe. Ich bin da immernoch im Trial-and-Error-Modus, aber die Ergebnisse sind doch immer süß und man kann so ganz leicht langweilige Altkleider-Stoffe für Kinder mit bunten Motiven aufpeppen:

Ideen und weitere Beispiele für die Wiederverwendung von schönen Bereichen, eine der schönsten Upcycling-Techniken, findet ihr hier:

Hexies aka Sechseck-Patchwork aka English Paper Piecing aka die schönste Resteverwertung der Welt

Ich habe so viel Feedback auf meine Instagram Story erhalten, dass ich mich spontan entschieden habe, einen Beitrag über Hexies zu schreiben. Das English Paper Piecing ist eine traditionelle Technik und super nachhaltig: man kann hierfür die letzten kleinen Stoffreste verwenden. Und auch Papierreste und kurze Stücke Nähgarn finden hier noch ihre Verwendung. 

Ich habe nach der Anleitung von Katharina von greenfietsen dieses Sechseck-Patchwork aus Jeans-Resten erstellt. Schaut unbedingt einmal auf ihrem Blog vorbei. Dort ist nicht nur die Technik sehr gut erklärt, der Blog ist auch ansonsten super informativ und gut aufbereitet. Tatsächlich hat mich die Seite von Katharina auch in meiner Anfangsphase dazu inspiriert, selbst einen Blog zu schreiben.

Klassischerweise werden Hexies aus Webware hergestellt (die Frauen im 19. Jahrhundert hatten natürlich noch kein Jeans ;-). Webware lässt sich später leichter bügeln als Jeans. Mit den verschiedenen Waschungen sieht die Jeans-Variante aber auch richtig cool aus.

Ich nutze das Hexies nähen auch, um Garnreste aufzubrauchen. Dazu gehören auch diese Notfall-Garn-Sets (keine Ahnung, wo die immer alle herkommen). Die Farbe ist egal, da man sie am Ende nicht sieht.

Ich mache Hexies übrigens nur zum Zeitvertreib und nur dann, wenn ich ohnehin nichts anderes tun würde, z.B. beim Autofahren als Beifahrer. Ich brauche fünf bis zehn Minuten, um ein Hexie zu heften und das entstehende Stück Patchwork anzunähen. Ihr könnt euch also vorstellen, wie lange das abgebildete Stück bereits in Bearbeitung ist… grundsätzlich bin ich eher für die schnellen effizienten Projekte, bei denen man zeitnah ein Erfolgserlebnis hat. Da ich aber nutzlos Auto-Beifahren noch schlimmer finde als langsam Hexies heften, habe ich es als Lückenfüller schätzen gelernt :-) und man kann sich dabei trotzdem noch unterhalten ;-)

Daher gibt es glücklicherweise auch noch andere Möglichkeiten für die Stoffresteverwertung:

Aus den Hexies habe ich dann das Herz-Mäppchen „Two Hearts“ von Kürbisnaht genäht. Seit Ewigkeiten nehme ich eine Tupperdose mit, wenn ich unterwegs etwas nähen möchte. Damit ist jetzt Schluss!  Innen ist noch eine weißer Jeans-Rest drin, bei dem ich gleich mal die Tasche als Innentasche wieder verwendet habe. Der Reißverschluss ist von einer alten Sportjacke von mir.

Zwei Upcycling-Techniken, um kaputte Kinderjeans gleichzeitig zu reparieren und zu verlängern

Ich muss schon gestehen, dass ich leicht panisch wurde, als der Kleine letztes Jahr im Wochentakt mit einer kaputten Hose nach Hause kam. Er kann richtig coole Sachen bauen, wir sind davon schwer beeindruckt. Klar, dass die Knie der Hosen da an ihre Grenzen kommen. Zu Weihnachten war der Stapel Hosen auf meinem Nähtisch größer als der Stapel im Kinder-Kleiderschrank. Was wiederum allerdings meine Motivation, etwas Cooles zu nähen, völlig lahm gelegt hat.

Ich habe einen Haufen Ideen und was ich als nächstes nähe folgt ziemlich unstrukturiert meiner Intuition. Plötzlich ergibt sich da eine Idee, ein Bild formt sich in meinem Kopf, und dann geht’s los. Es ist schon so, dass ich immer Sachen nähe, die wir generell brauchen. Aber normalerweise gibt mir das lediglich Impulse, es ist nicht so, dass ich etwas nähen MUSS, weil sonst jemand droht, nichts mehr zum Anziehen im Schrank zu haben. Ihr versteht das Dilemma.

Warum normale Flicken nur eine kurze Lösung sind

Als ich letztes Jahr einen Unfall hatte und nicht an der Nähmaschine sitzen konnte, habe ich Flicken mit der Hand aufgenäht.

Daran ist nichts Verwerfliches. Warum ich das trotzdem normalerweise nicht mache: wenn man die Flicken mittig auf das Loch aufnäht und das Kind wächst, kann man schon mal die Tage zählen, bis 3 cm weiter unten das nächste Loch entsteht. Die (zugegebenermaßen ziemlich coolen Rennauto-)Flicken habe ich wieder abgetrennt, vielleicht finden sie noch mal eine Verwendung.

Hosen reparieren ist also besonders nachhaltig, wenn die Hosen danach noch lange halten. Weil Kinder wachsen, verlängere ich die Hosen im gleichen Zug gerne noch. Wie man besonders Stabile Einsätze näht, habe ich schon einmal in diesem Beitrag zusammengefasst:

Heute zeige ich euch zwei verschiedene Techniken der Verlängerung:

  • Einteilige Einsätze, die rundherum gehen
  • Zweiteilige Einsätze, die auch versetzt an verschiedenen Stellen vorne und hinten platziert sein können

Jeans verlängern mit einem Rundherum-Einsatz

Bei dieser Variante trenne ich die Außen- ODER Innenbeinnähte auf und schneide die Hosenbeine mit einem geraden Schnitt auseinander. Gerade heißt hier nicht unbedingt 90° zur Naht, es kann auch schräg angesetzt werden. Auf jeden Fall sollten die verbeulten Knie weggeschnitten werden. Daher schneide ich mit einem zweiten Schnitt (der parallel sein kann, aber nicht muss) ein Mittelstück vom Hosenbein ab. Dieses nehme ich als Schnittmuster, rechne 8 bis 10 cm dazu und schneide das neue größere Stück 2x gegengleich aus einem anderen Jeans-Rest aus.

Ich nähe den neuen Einsatz an der oberen Hosenhälfte an und steppe die Nähte noch einmal im Look der Hose ab. Dann folgt das Gleiche auf der Unterseite. Jetzt müssen nur noch die Innenbeinnähte geschlossen werden und schon ist die verlängerte Hose fertig.

Auf diese Art und Weise habe ich schon einige Hosen verlängert. Hier seht ihr ein paar Beispiele:

Jeans verlängern mit zweiteiligem Einsatz

Bei dieser Variante trenne ich die Außen- UND Innenbeinnähte auf und schneide die Hosenbeine mit einem geraden Schnitt auseinander. Gerade heißt hier nicht unbedingt 90° zur Naht, es kann auch schräg angesetzt werden. Auf jeden Fall sollten die verbeulten Knie weggeschnitten werden.

Vorne und hinten rechne 8 bis 10 cm dazu und schneide die neuen größere Stücke 2x gegengleich aus einem anderen Jeans-Rest aus.

Der Rest funktioniert wie oben mit dem Unterschied, dass beide Beinnähte jeweils wieder geschlossen werden.

Upcycling mit Zwillingsnadel

„Wofür wollen Sie die Zwillingsnadel denn benutzen?“ Die Frage im Nähladen kam unerwartet. Das war doch wohl klar. „Um bei dehnbaren Stoffen schönere Saumabschlüsse zu nähen. Im Moment mache ich immer einen Zickzackstich.“ „Wussten Sie, dass es mittlerweile auch dehnbares Garn gibt? Schauen Sie mal hier!“ Ratter, ratter. „Aber dann muss ich doch dehnbares Garn in allen Farben kaufen, wenn es immer zu den Stoffen passen soll?! Das wäre ja wesentlich teurer.“ Ich habe dann für 6 € die Zwillingsnadel gekauft. Wie kam der überhaupt dazu, mich von meinem guten Jahresvorsatz abzubringen?

Wenn man eine Zwillingsnadel benutzt, hat der Saum zwei parallele gerade Nähte, ist aber trotzdem dehnbar.

Seit meine Schwester gesagt hatte, dass das mit der Zwillingsnadel total einfach ist, wollte ich es unbedingt auch einmal probieren. Schon alleine, dass man zwei perfekt parallele Nähte damit nähen kann. Das wäre mit dem dehnbaren Garn nicht gegangen. Und bei einer Coverlock bin ich mental noch nicht, auch wenn die Zwillingsnadel natürlich erstmal nur eine schöne Naht von der rechten Seite produziert und den Stoff auch nicht abschneidet.

Nach einigem Hin und Her mit der Fadenspannung (bei der alten Pfaff-Nähmaschine von meiner Mama kann man auch noch die Fadenspannung beim Unterfaden einstellen…) habe ich es dann auch tatsächlich hinbekommen.

Wer mir länger folgt, kennt auch die Hose – das ist jetzt ihr viertes Leben, ich glaube sie hat gutes Karma ;-)

Im Mai 2021 habe ich aus zwei kaputten Jogginghosen eine neue grau-blaue genäht. Als diese an den Knien wieder kaputt war und noch dazu zu kurz, habe ich sie im August 2022 mit einem anderen Upcycling-Rest noch verlängert. Ihr neues Leben hat sie als kurze Hose – da kann sie zumindest nicht mehr an den Knien kaputt gehen ;-)

Kennt ihr schon die vielen Varianten, mit denen ihr kaputte Kinderhosen zu Shorts kürzen könnt?

Upcycling, „cost per wear“ und zum Ende des Jahres die besinnliche Frage, ob sich das alles hier eigentlich lohnt

Heute schreibe ich einen Blogbeitrag über ein Kinder-Langarmshirt, das ich zu einem T-Shirt gekürzt habe. Ich mache oft kleine Reparaturen und schreibe darüber in der Regel keine Blogbeiträge. Mir geht es heute auch gar nicht um die Technik (Anleitung: Ärmel abschneiden, neu säumen, fertig – hier gibt’s nicht mal besonders viele schöne Fotos). Aber ich würde gerne etwas zum Thema „cost per wear“ und Nachhaltigkeit schreiben.

„Bettina, das lohnt sich wirklich nicht“. Ich hatte meinem Mann gerade erklärt, dass man das alte Lieblings-„Xmas-Tree-Rex“-Shirt (das übrigens das ganze Jahr getragen wird) noch retten könne, indem man die völlig aufgescheuerten Ärmel-Enden abschneiden und ein T-Shirt draus machen könne. Mir war auch klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis auch der Rest des alten Shirts durchgescheuert und damit final unbrauchbar sein würde. „Ich mache es trotzdem“. Während ich an der Nähmaschine saß, musste ich über den Begriff „lohnen“ nachdenken.  

Lohnen bedeutet „in ideeller oder materieller Hinsicht von Nutzen sein, aufzuwendende Mühe oder Kosten rechtfertigen“. Oder auf Englisch: to be worth it = „enjoyable or useful despite the fact that you have to make an effort“. Wenn man mal überlegt, wie viel Mühe und Zeit ich ins Upcycling stecke und was der Kostenspareffekt ist, dann könnte man leicht dahin kommen zu sagen, dass es sich sowieso überhaupt nicht lohnt – materiell. Nicht nur bei diesem Shirt nicht, sondern nie. Ich brauche ja hundert Mal länger als eine gelernte Schneiderin und stattdessen etwas Neues zu kaufen wäre (leider) nicht einmal besonders teuer.

Was also klar ist: der Wert des Upcycling im Allgemeinen und dieser Reparatur im Speziellen rechnet sich eher auf ideeller Ebene. Ich mag eigentlich die englische Definition noch lieber, denn die trifft meine Motivation ziemlich gut: „enjoyable“ und „useful“. Da kommt natürlich ganz viel zusammen, das man schwer beziffern kann:

  • Die Kleidung, die genäht und wiederverwendet wird, hat meist bereits eine Bedeutung für mich oder denjenigen, der sie dann trägt
  • Ich kann Müll und den Kauf von neuen Kleidungsstücken vermeiden und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten
  • Ich habe unheimlich Spaß daran, aus etwas vermeintlich Wertlosen etwas Schönes und Brauchbares zu nähen
  • Ich liebe die Herausforderung, insbesondere bei den Projekten, bei denen nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, wie ich die alten Sachen schlau wiederverwenden kann
  • Für mich gibt es keinen besseren Abend als so einen, an dem ich etwas greifbares geplant, umgesetzt und fertiggestellt habe

Letztlich ist das Upcycling ein Hobby und bei einem Hobby hat man nicht den Anspruch, dass es sich „lohnt“. Meist zahlt man ja eher noch Geld dafür, ein Hobby ausüben zu können.

Allerdings gibt es da noch die „Cost per Wear“-Komponente, und die finde ich bei Kinderkleidung gar nicht unerheblich. „Cost per wear“ (CPW) ist ein eher theoretischer Wert der sich aus den Anschaffungskosten eines Kleidungsstücks, geteilt durch die Anzahl der Tage, die es getragen wird, berechnet. Viele vermeintlich günstige Kleidungsstücke, die heutzutage gekauft werden, sind eigentlich recht teuer, wenn man sie unter dem CPW-Aspekt betrachtet. Denn schlecht verarbeitete Kleidung trägt man nicht so gerne und sie geht schneller kaputt. Oft kommt es am Ende günstiger, wenn man ein wenig mehr Geld für gute Qualität beim Kleidungskauf in die Hand nimmt. Denn dort ist der Anschaffungspreis zwar höher, aber er kann auch durch eine viel größere Anzahl an Tagen geteilt werden. 

Wenn man neue Kinderkleidung kauft (wir machen das super selten), hat man immer das Problem, dass man den „Cost per wear“-Faktor schlecht einschätzen kann, unabhängig von der gekauften Qualität. Wie schnell wächst das Kind wieder raus? Wird das Wetter so sein, dass man es überhaupt tragen kann? Mag das Kind das Kleidungsstück oder liegt es nur im Schrank herum? Tatsächlich ist der Unsicherheitsfaktor recht groß und wir haben nicht selten für genau die Sachen am meisten Geld ausgegeben, die dann am seltensten getragen wurden. Der CPW war also hoch.

Im Gegensatz dazu stehen die Kleidungsstücke, die wir gebraucht bekommen haben und die einfach über alles geliebt werden. Der Anschaffungswert war in der Regel unter 2 € und geteilt durch die 100.000 Tage, die diese Kleider schon getragen wurden, liegt der CPW klar bei 0 € (Grenzwert). Da vermehrt sich das Geld geradezu bei jedem Tragen ;-) Lohnt es sich also nicht insbesondere, genau diese Kleidungsstücke so lange wie möglich zu verwenden? Ich denke schon. Letztlich doch nicht nur ideell, sondern auch materiell.

Ich habe das Shirt also gekürzt und es im Kreislauf behalten. Und wenn euch der CPW zu kompliziert war, dann denkt einfach daran, wie Kinderaugen leuchten, wenn die Mama das Lieblings-Kleidungsstück so verzaubern kann, dass es vor der Mülltonne gerettet und noch weiter getragen werden kann. Denn Mütter können einfach alles ;-)

So, und jetzt habe ich 10 Minuten genäht und 45 Minuten an diesem Blogbeitrag geschrieben. Ob sich das lohnt… keine Ahnung :-D