Oh come on! Über die Unwägbarkeiten im Nähprozess und das Wunder, dass wirklich jede Mode wiederkommt (Bauchtasche!)

Eine Bauchtasche? Wirklich?? Als ich das erste Mal gesehen habe, dass Bauchtaschen wieder in Mode kommen, war ich entsetzt. Für mich sind Bauchtaschen ein Relikt aus der Generation unserer Eltern. Ein Symbol für all das, wovon wir uns mit 16 Jahren abgrenzen wollten. Wir Jugendlichen waren ja soooo viel tausend mal cooler als die Bauchtaschen-Generation. Oder?!

Aber: das Leben ist ein ewiger Kreis, Moden kommen wieder, und jetzt, selbst als Mama, muss man schon eingestehen, dass so eine Bauchtasche aka Hip Bag (die man heutzutage aber auf jeden Fall um die Schultern trägt!) auch irgendwie praktisch ist. Und: zugegebenermaßen wissen wir als Erwachsene schon längst, dass unsere Eltern überhaupt nicht peinlich sind, sondern ziemlich cool, stark, liebenswert und das beste Beispiel dafür, wie man eine tolle Familie erfolgreich managt ❤️

Upcycling besteht bei mir immer aus dem magischen Dreieck:

Angefangen hat alles, als ich begonnen habe, die kleinen Stoffreste zu sortieren und aus den kleinsten Stücken Sechsecke für Hexies zu schneiden. Das Pink von dem alten Blazer musste unbedingt noch ein zweites Leben bekommen! Auf dem Weg in den Osterurlaub habe ich Hexies geheftet, wie das geht erkläre ich euch hier:

Eine Seite der Bauchtasche sollte Hexies bekommen, eine Spitze und der Rest sollte pink werden, Gurt und Reißverschluss schwarz. Ich war total begeistert von der Kombi und konnte es gar nicht abwarten, anzufangen!

Ich habe alle Teile ausgeschnitten und nach Anleitung die Bereiche um den Reißverschluss genäht. Immerhin das kann ich mittlerweile. Und dann verließ mich das Nähglück…

Die Schrägbandversäuberung ist ein Feature der Bauchtasche. Alle innenliegenden Nähte werden mit Schrägband eingefasst. Natürlich habe ich als Upcycling-Queen kein Schrägband. Das müsste man ja kaufen… Aber – come on – ein einfacher 4cm-Webware-Streifen tut es auch, oder?

Come On – das musste ich mir im Nähprozess Mantra-artig vorsagen

Die ersten Schrägbandnähte wurden noch ganz gut. Nicht perfekt, dafür war der Hemdstoff zu fein, aber gut genug. Aber DANN kam die letzte Naht. Hier sollten alle bisherigen Lagen von vorne und hinten inkl. aller Schrägband-umfassten Bereiche zusammengenäht werden. Äh ja. Das „Bündel“ passte überhaupt nicht unter den Nähfuß. Keine Chance. Ich war etwas ratlos. Ja, ich hatte dickere Stoffe verwendet als im Schnittmuster angegeben und die Hexies taten ihr Übriges, aber… okay – come on – retten kann man das bestimmt irgendwie!

Ich habe mich dafür entschieden, eine zusätzliche Stoffbahn zwischen Vorder- und Rückseite einzufügen. So konnte ich die bereits dicken Lagen gerade noch unter die Nähmaschine bekommen. Ist jetzt zwar nicht mehr ganz so schick und bauchtaschenförmig aber – come on – besser als Wegwerfen ist es allemal!

Der schwarze Streifen ist nicht Teil des Schnittmusters. Ohne wäre die Tasche allerdings noch kleiner. Dass ich die Kindergröße genäht habe, habe ich natürlich auch vercheckt…

Das Schrägband, das keins ist, um die relativ schmale Rundung der neuen Stoffbahn zu legen, war dann ein Kapitel für sich… am Ende habe ich mich dafür entschieden, das Schrägband nur um die Naht zu legen und nicht mehr am Rückteil festzusteppen. Weiß ja keiner, dass es anders gedacht war. Und die schmalen runden Ecken sind ziemlich unordentlich geworden. Aber – come on – wer schaut schon innen in einer Bauchtasche hinten in die Ecken? Eben.

Taschen nähen muss ich also wohl noch ein bisschen üben. Allerdings – ich weiß nicht, wie das Schnittmuster „Come On“ für die Bauchtasche von Kokodolores Patterns zu seinem Namen gekommen ist… wer weiß, vielleicht liegt es gar nicht an mir? 😂

Welche Projekte verwendet ihr, um Stoffreste aufzubrauchen? Da gibt es ja verschiedenste Möglichkeiten. Einen Überblick findet ihr hier: