Upcycling Hack: Säume und Nähte wiederverwenden

Es gibt viele Gründe, warum es toll ist, Säume und Nähte von Altkleidern wiederzuverwenden: die Abschlüsse sehen professionell aus, ihr spart Arbeit und Zeit und ihr nutzt den Stoff maximal aus. Ich zeige euch anhand eines Sportshirts, wie das geht und mit welchen Kniffen ihr das beste Ergebnis erzielt.

Wenn ihr noch mehr Inspiration und Ideen sucht, wie ihr Bestandteile von Altkleidern schlau wiederverwenden könnt, schaut doch mal hier durch:

Upcycling ist so viel mehr als Nähen und Altkleider sind so viel mehr als einfach nur Stoff! Beim Upcycling näht ihr nicht nach Schema F, sondern lasst euch vom alten Kleidungsstück inspirieren, um daraus neue Stücke entstehen zu lassen. Ich habe ein altes Sportshirt geschenkt bekommen, das ich eigentlich auch selbst noch hätte tragen können. Aber es war ein bisschen kurz und ein bisschen eng am Halsausschnitt. Solche Teile gebe ich nicht mehr weiter. Sie haben schon dem Vorbesitzer nicht gepasst und mir auch nicht, da werden sie kaum den einen finden, der vielleicht eventuell die richtige Figur dafür hat.

Allerdings: unsere Tochter brauchte ein Sportshirt. Das „Downsizing“ hat den Vorteil, dass man die guten Bereiche behalten kann und die schlechten verändert. Beispiel: ein Shirt, das vom vielen Waschen zu kurz und zu weit geworden ist, kann durch Downsizing entsprechend verschmälert werden, ohne die Länge zu verändern. Das ist übrigens ein wertvoller Tipp für Kinderbasar-Funde.

Schnittmuster richtig anlegen, um Halsausschnitt und Schultern zu behalten

Bei diesem Sportshirt wollte ich den Hausausschnitt samt Schultern behalten. Was für eine Damengröße M eng ist, ist für eine Kindergröße 128 ein bequemer Ausschnitt. Ich habe mein Lieblingsschnittmuster („Immergrün“ von Firlefanz) so angelegt, dass es mittig auflag und die Schulterlinie genau mit dem Schnittmuster abschließt. Nahtzugaben müssen an diesen Stellen nicht berücksichtigt werden, da an den Schultern später keine Naht mehr genäht wird.

Dann habe ich die Seiten (inkl. Armlöcher) und den unteren Rand inklusive Nahtzugaben zugeschnitten. Vorder- und Rückteil können dabei zusammen ausgeschnitten werden, wenn das Schnittmuster wie in meinem Fall vorne und hinten gleich geschnitten ist (außer am Halsausschnitt, aber der war schon vorhanden ).

Säume erhalten und flachsteppen 

Auch bei den Ärmeln habe ich mir Arbeit gespart und die Säume erhalten. Dafür habe ich die Schnittteile für die Ärmel so angelegt, dass sie am Saum anliegen. Dann habe ich wie oben beschrieben inklusive Nahtzugaben die restlichen Ränder ausgeschnitten.

Nachdem das Oberteil nun wie gewohnt zusammengenäht wurde (Ärmel annähen, Seiten und Armunterseiten in einem Zug schließen), werden die Ärmel nun nicht wie gewohnt gesäumt – sie sind ja bereits gesäumt. Stattdessen wendet ihr eine Technik an, die auch oft an Babyoberteilen und engen Bündchen verwendet wird: das Flachsteppen. Dafür wird zuerst die Overlock-Raupe vernäht. Danach wird die entstandene Overlock-Naht am Rand mit ein paar Stichen im Saumbereich flachgesteppt. Je nach Geschmack kann die ca. 1cm lange Naht parallel oder quer zum Saum verlaufen. Gut verriegeln nicht vergessen! Bei festeren Stoffen kann sogar eine Raupennaht verwendet werden.

Das Zauberwort heißt „Flachsteppen“. Man findet diese Technik auch sehr häufig an gekaufter Kleidung, wenn ihr euch sie mal genau anschaut.

Tipp: damit sich die Nähmaschine nicht am Stoffanfang verhakelt, immer von der inneren Seite zum Rand nähen!

Saumabschluss imitieren für ein professionelles Ergebnis

Damit das Endprodukt ein stimmiges Bild ergibt, könnt ihr Garnfarbe und die Art der sichtbaren Nähte an den bisherigen Nähten orientieren, die ihr behalten habt. Mit Coverlock oder Zwillingsnadel bekommt ihr oft ein tolles Ergebnis!

In meinem Fall habe ich die passendste Garnfarbe verwendet, die ich vorrätig hatte, habe allerdings auf einen Zierstich gesetzt. Sportjerseys zu verarbeiten ist für die Nähmaschinen oft eine Herausforderung und ich wollte auf Nummer sicher gehen. Beim Upcycling gilt nämlich auch: „embrace imperfections“ und „kenne dein Nählevel“.

Apropos: falls ihr mit der Overlock-Nähmaschine auch manchmal Probleme mit aussetzenden Stichen habt (kommt bei mir bei Sportstoffen häufiger vor), kann ich euch einen meiner letzten Blog-Beiträge ans Herz legen: