Ich wollte unbedingt einmal bei einem Probenähen teilnehmen. Eigentlich wollte ich ein Hoodie-Kleid nähen. Eigentlich mit Taschen. Eigentlich mit einem neu gekauften (!) Stoff (second hand). Irgendwie kam dann alles anders. Und, eigentlich, irgendwie, bin ich mit dem Ergebnis extrem zufrieden!
Was ist ein Probenähen?
Wenn man auf Instagram in dieser Näh-Bubble unterwegs ist, begegnet man immer wieder dem Phänomen „Probenähen“. Probenähen bedeutet, dass man vor der Veröffentlichung ein Schnittmuster nähen, Feedback geben und Fotos für ein Lookbook zur Verfügung stellen darf. Vielleicht, wenn ich irgendwann mal zu viel Zeit, Muße und die notwendigen Skills habe, möchte ich gerne Upcycling-Schnittmuster herausgeben. Meinen Recherchen zufolge ist das eine Marktlücke bzw. es gibt meist nur Anleitungen und nur sehr wenige richtige Schnittmuster* (*siehe unten). Aber bevor ich überhaupt anfange, muss ich erstmal das Business verstehen. Und an einem Probenähen teilzunehmen hat mir bereits gute Einblicke gegeben.
Das richtige Probenähen finden
Ganz so einfach ist das dann auch gar nicht. Zuerst muss man sich für ein Probenähen „bewerben“. Die Schnittmuster-Herausgeber suchen dann die Teilnehmer aus. Manche Instagram-Profile zeigen hauptsächlich Ergebnisse von Probenähen. Und auch ich bin wählerisch, weil ich bekanntermaßen ja auch nur Teile nähen möchte, die ich oder die Kinder wirklich brauchen. Dann sah ich den Probenäh-Aufruf von Sarah von Krullenbol und war sofort Feuer und Flamme. Ein Hoodie-Kleid, dachte ich, wäre genau das richtige für den Winter. Sowas habe ich noch nicht. Beworben, eingeladen, und zack war ich in der entsprechenden Facebook Gruppe.

Oversize = großer Stoff
Worüber ich mir keine Gedanken gemacht hatte: welchen Stoff ich jetzt da eigentlich verwenden wollte. Das Modell „Lys“ kann als Hoodie oder Kleid genäht werden und ist extrem Oversize. Das heißt, man braucht auch viel Stoff. Keins meiner Teile in meinem Upcycling-Stapel hatte eine entsprechende Größe. Ich wollte aber den Schnitt auch nicht verändern. Na gut, dachte ich, man muss auch investieren und ich bin kein Dogmatist. Vielleicht müsste ich doch mal ein Stück richtigen Stoff kaufen. Das habe ich noch nie gemacht! Mir war klar, dass ich keinen neuen Stoff kaufen würde. Aber es gibt genug Menschen, die Stoffe „gebraucht“ anbieten, die Sie dann doch nicht verwendet haben. Es folgten eine ausgiebige Recherche und eine Entscheidung für einen richtig schönen French Terry.

Ich möchte kein Material verschwenden
Dann kamen mir Zweifel. Oh weia. Was, wenn mir der Schnitt nachher nicht gefällt? Dann hätte ich diesen großen und auch recht teuren Stoff einfach so verschwendet. Was nun gar nicht meinen Prinzipien entspricht. Beim Probenähen wird der Schnitt auf Basis des Feedbacks nochmal angepasst. Das heißt anfangs ist er vielleicht nicht ganz perfekt. Das Hoodie-Kleid gefiel mir auf den Fotos der anderen Probenäherinnen auch nicht mehr ganz so gut bzw. hatte ich Zweifel, ob es mein Stil wäre.
Wendungen im Upcycling-Kreativ-Prozess
Also habe ich noch mal mein Lager durchforstet. Ich hatte auch noch im Hinterkopf die Idee mit dem Schal-Upcycling. Mit dem Schal und dem Farbkonzept in Blau- und Grautönen kamen dann auch die Ideen. Am Ende wurde es der Hoodie, ohne Kleid. So ein Upcycling-Kreativ-Prozess ist sehr inspirierend, überraschend, geprägt von vielen Wendungen und am Ende kommt etwas dabei heraus, das ein einmaliges Designer-Stück ist. Ich liebe es!

Das Schnittmuster „Lys“ von Krullenbol gibt es bei Makerist. Es ist ein super cooler oversiziger Hoodie bzw. kannst du Lys auch als Hoodiekleid nähen, was auch sehr cool aussieht. Lys wird aus dehnbaren Sweatstoffen wie French Terry oder Sommersweat genäht. Durch die Kragenkapuze ist der Hals schön vor Wind geschützt und außerdem richtig kuschelig.
Mit der richtigen Technik klappt’s
Für den Hoodie habe ich eine ganze Reihe an Upcycling-Techniken verwendet (Materialmix, doppelte Lagen, Color Blocking, Wiederverwendung von Nähten und Applikationen, Verstecken von unschönen Aufdrucken, Jersey-Bündchen). Dazu gibt es nächste Woche nochmal einen separaten Blogartikel. Ich bin super zufrieden mit dem Ergebnis, es ist irgendwie so eine coole Mischung aus gemütlichem Poncho, stylischem Colorblocking und vielfältig nutzbarem Winter-Schnitt geworden. I like!

PS: Aus dem „neuen“ Stoff habe ich dann auch nocht etwas genäht. Stay tuned ;-)
Überblick Upcycling – Schnittmuster
Wenn ihr euch für Upcycling-Schnittmuster interessiert, habe ich euch hier einmal ein paar Beispiele zusammengestellt:
„Up&Out“-Upcycling-Bundhose und „Up&Out“-Upcycling-Latzhose von Tina (kids4kids.at)
Upcycling Jeans-Jacke von Bettina (Dongodesign)
Upcycled Shorts, Pants, and Bloomers Sewing Pattern von Heather (heatherhandmade)
I made my clothes
Ich habe mittlerweile schon eine ganze Reihe an Upcycling-Teilen für mich genäht, auch wenn das nicht der Hauptfokus meiner Nähtätigkeit ist. Schaut mal durch: