Warum man keine Upcycling-Kaffeefilter aus Stoff verwenden sollte

Upcycling-Stoff-Kaffeefilter sind kein Ersatz für Papierfilter. Im Test läuft das Wasser viel zu schnell durch. Müllvermeidung und Wiederverwendung wiegen hier nicht die Nachteile der Zubereitung auf.

Life is too short for bad coffee

Guter Kaffee entsteht aus einer Vielzahl an Faktoren: Qualität der Kaffeebohnen, Röstung, Mahlgrad, Wassertemperatur, Durchlaufzeit. Ähnlich wie bei Slow Fashion kann man auch mit Slow Coffee vieles richtig machen. Googelt das Mal ;-) wer auf Nachhaltigkeit achtet, achtet zusätzlich auf Fair Trade. Nur was mir schon länger durch den Kopf ging: kann man auch noch den Müll von 1-2 Papierfiltern pro Tag vermeiden?

So koche ich normalerweise Kaffee: mit 12g handgemahlenem Kaffee und 200g nicht mehr ganz kochendem Wasser. 50g aufgießen, 30sek quellen lassen, dann die restlichen 150g Wasser aufgießen.

Vorüberlegungen für den Filtertest

Ich habe schon vor längerer Zeit einmal probeweise ein Stück Leinentuch zu einem Kegel genäht und als Kaffeefilter ausprobiert. Dabei ist mir gleich aufgefallen, dass das Wasser viel zu schnell durch den Filter geflossen ist. Der Kaffee wurde total dünn. Ich habe dann erstmal gegoogelt. Es gibt diverse Anleitungen und Schnittmuster für Stoff-Kaffeefilter im Internet. Es gibt auch Stoff-Kaffeefilter zu kaufen. Ich möchte keinem unterstellen, dass er seine Produkte nicht selbst testet oder dass ihm egal ist, wie der Kaffee schmeckt, aber: haben sie ihre Produkte auch mal selbst getestet oder ist ihnen egal, wie ihr Kaffee schmeckt?

Ein wissenschaftliches Kaffeefilter-Experiment

Ich bin ja wissenschaftlich veranlagt, deshalb habe ich mir vorgenommen, zu recherchieren und das Ganze etwas genauer zu testen. Ich habe die Zeit, die das Wasser durch den Filter läuft, gestoppt. Ich habe das Ganze mit einer Lage und mit zwei Lagen Stoff getestet. Ich habe auch einen Tipp aus dem Internet getestet und den Filter zuvor nass gemacht. All das erfolgt unter den exakt gleichen Bedingungen (gleicher Kaffee, gleicher Mahlgrad, etc.). Ceteris paribus nennt man das (= unter sonst gleichen Bedingungen).

Für den Test habe ich das gleiche Set-Up verwendet, nur mit 1) einfachem Stofffilter, 2) doppellagigem Stofffilterm 3) nassem doppellagigem Stofffilter.

Der Kaffee läuft bei Stoff doppelt so schnell durch wie bei Papier

Das Ergebnis war immer das Gleiche: mit Stoff läuft das Wasser doppelt so schnell durch den Filter wie bei einem Papierfilter. Der Kaffee schmeckt wässrig und ist überhaupt nur zu retten, indem man die dünne Brühe erneut durch den Kaffeesatz laufen lässt. Egal, ob der Stofffilter einlagig oder zweilagig war, trocken oder nass.

Weitere Herausforderungen

Und da habe ich mir über weitere Herausforderungen noch gar keine Gedanken gemacht…

  • Wie kriegt man den Kaffeesatz wieder aus dem Filter, ohne die Hälfte in dem Abfluss zu spülen?
  • Sollte man den Stofffilter mit der Hand waschen, auskochen oder in die Waschmaschine tun?
  • Würde man Waschmittelreste im Stoff und damit im nächsten Kaffee haben?
  • Wie sollte man die Kaffeefilter aufbewahren? (es gab Tipps, sie nicht zu waschen und stattdessen in Wasser liegend im Kühlschrank oder im Eisfach aufzubewahren… dann sehen sie aber immer so aus wie auf dem Bild unten…)
So ein dreckiger Stofffilter ist halt auch nicht besonders schön anzuschauen. Passt irgendwie dazu, dass dann gleich auch noch mein Testdokument dreckig geworden ist…

Stofffilter sind keine echte Alternative für mehr Nachhaltigkeit im Kaffeekonsum

Ich bin wirklich für Nachhaltigkeit und Müllvermeidung, aber es hat auch Grenzen. Wenn die Lösungen nicht alltagstauglich sind, dann bemühe ich mich lieber woanders. Der Stofffilter ist in die Tonne gewandert. Ich achte stattdessen auf faire Kaffeeproduktion und Bio-Qualität. Coffeecircle kann ich sehr empfehlen!

Habt ihr schon einmal Kaffeefilter aus Stoff probiert? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Upcycling bedeutet auch „Trial and Error“, wie soll man sonst etwas Neues herausfinden? Ich habe schon öfter diese Erfahrung gemacht und sage deshalb: „Embrace imperfection!“. In diesem Beiträgen habe ich das bereits getan und immer etwas gelernt:

Ich habe allerdings auch schon das ein oder andere Mal aus einer verrückten Idee für den Haushalt recht nützliche Dinge genäht. Experimente können durchaus auch glücken. Die seht ihr hier: