Ich habe ein Kleid, das an den Schultern und unter den Armen zu eng war, umdesignt und verbreitert. Jetzt passt es mir wieder und ich kann es endlich wieder regelmäßig tragen!
Ich habe mich in letzter Zeit über das Thema Capsule Wardrobe informiert. Im Großen und Ganzen meint der Begriff, dass man einen sehr reduzierten Kleiderschrank hat, mit Teilen, die man gerne anzieht und die gut miteinander kombinierbar sind. Ich habe dann überlegt, ob ich auch gerne einen Capsule Wardrobe haben möchte. Oder ob ich gar schon einen habe? Meine Hosen, meine Schuhe, meine Mützen und meine Handschuhe gehen definitiv in die Richtung. Bei Oberteilen und Schals ist das aber nicht der Fall. Wobei ich da auch wenig kaufe. Aber ich habe einfach mehr als die paar Teile pro Saison und ich bekomme auch öfter mal was gebraucht geschenkt. Und was nachhaltig daran sein soll, aktiv Sachen auszusortieren, die man eigentlich gelegentlich anzieht – das hat mir nicht eingeleuchtet.
Allerdings – und darum soll es heute hier gehen – wäre es ja wünschenswert, dass man die Sachen auch öfter anzieht und nicht nur gelegentlich. Warum ziehe ich sie selten an? Weil mir dann doch irgendetwas daran nicht richtig gefällt. Dieses Kleid ist ein gutes Beispiel. Ich mag das Muster sehr gerne und habe es auch schon oft angehabt. Allerdings nicht beim Fahrradfahren. Auch nicht beim Autofahren. Warum? Es ist mir um die Schultern etwas eng. Wenn ich die Arme nach vorne nehme, spannt es am Rücken. Ich würde es viel öfter anziehen, wenn es richtig passen würde.

Ich hatte also die Idee, das Kleid rund um den Armausschnitt dehnbarer zu machen. Dafür habe ich einen Stretchstoff von einer am Bund ausgeleierten Leggings herangezogen. Zuerst dachte ich, ich mache einfach eine Art Bündchen dran. Das hat aber überhaupt nicht geklappt mit den Kapp-Ärmeln und sah bescheuert aus. Also habe ich noch mal alles abgeschnitten und neu angefangen. Ich habe mit einem Stück Papier aufgezeichnet, wie der Schnitt vom Kleid im abgeschnittenen Zustand war und wo er eigentlich hin sollte. Die Stücke habe ich dann aus dem Leggings Stoff ausgeschnitten. War ja zum Glück genug da.

Dann wollte ich zuerst einen normalen Saum nähen. Da die Leggings aber relativ dick war – eigentlich eine skileggings – wäre der Saum dreimal gelegt viel zu dick geworden. Also habe ich mich noch an etwas Neues herangetraut: einen falschen Saum zu nähen. Das Schrägband habe ich aus den Stoffresten der Kappärmel selbst hergestellt. Ein falscher Saum zeichnet sich dadurch aus, dass er an der Innenseite liegt und man nach außen hin quasi keinen Saum hat. Der schmale Streifen innen bietet jetzt optisch noch mal einen schönen Abschluss, weil er zum Rest des Kleides passt.
Kleine Anpassung mit großer Wirkung: das Kleid ist jetzt wieder ein regelmäßiger Begleiter von mir im Homeoffice. Es sieht schick aus und ist trotzdem bequem. Man kann es im Winter super mit Leggings oder Strumpfhose und Strickjacke tragen. Wenn ich die Kinder mit dem Fahrrad zur Kita bringe oder abhole, spannt nichts mehr. Und wenn ich nachmittags in der Turnhalle bin, ziehe ich einfach schon morgens eine schwarze Sportleggings drunter. Sieht man ja im Teams Video nicht ;-) und da ich das Kleid zu jeder Jahreszeit tragen kann, geht es wahrscheinlich doch schon sehr in Richtung Capsule Wardrobe :-)

Wenn ich Upcycling für mich selber mache, ist es in der Regel Refashion, das heißt nur eine Anpassung von bestehenden Teilen. Wenn ihr euch für den Unterschied von Refashion und echtem Upcycling interessiert, kann ich euch den Artikel „Was bedeutet Refashion?“ von Inga von needforneedles.de empfehlen. Was ich alles schon für mich selbst upgecycelt habe, könnt ihr hier sehen: