Upsizing: Kinderhosen verlängern in wenigen Schritten

Lustigerweise sind meine Herzensprojekte gar nicht immer die, die bei meinen Freunden und auf Instagram am besten ankommen. Sondern die, bei denen ich besonders schlau alte Schnitte kombinieren, selbst den letzten Rest noch verwenden und einen Lieben glücklich machen kann. So wie diese Hose. Ich habe eine alte geliebte Hose gleichzeitig geflickt, verlängert und verbessert. Auf einen weiteren Winter und viele goldene Sterne!

Waste isn’t waste until you waste it

Die Kuschelhose, wie sie genannt wurde, war schon die letzten zwei Jahre äußerst beliebt. Sie war aber schon immer ein bisschen weit und tief geschnitten. Jetzt war sie noch dazu zu kurz und an den Knien hinüber. Eigentlich reif für die Tonne – aber das konnte ich bei dieser Hose nicht übers Herz bringen. Als ich eines abends so beim Yin Yoga war (da muss man immer zwei Minuten eine Position halten und hat viel Zeit zum Nachdenken), kam mir die Idee mit dem Upsizing samt Stickerei. Beim Wühlen in der Materialkiste fand ich dann sogar eine andere dunkelblaue geflickte Kuschelleggings, für die es bisher auch nur den Plan mit der „Ablage P“ gegeben hatte. Perfekt!

Upcycling ist eine tolle Art, Kleidung vor der Mülltonne zu bewahren. Die Projekte, bei denen bei mir besonders wenig Stoffreste übrige geblieben sind, findet ihr hier:

Upsizing Kindergartenhosen

Wusstet ihr, dass Kindergartenkinder fast nur in die Länge und fast gar nicht in die Breite wachsen? Der durchschnittliche BMI ist bei 4 bis 6 Jährigen am niedrigsten im ganzen Leben. Daraus folgt: Hosen und Shirts werden reihenweise zu kurz, aber selten zu eng. Ich habe schon öfters Hosen für unsere Kinder verlängert, zum Beispiel hier: „Flicken 2.0 oder aus 2 mach 1„. Da meistens auch die Knie kaputt sind, setze ich dafür ein Teil in der Mitte jedes Beines ein. Dabei gehe ich so vor:

  • Hose am Innenbein auftrennen
  • Dreieckiges Stück herausschneiden (oben 60° zur Naht, unten waagerecht oder auch ein bisschen schräg)
  • Dieses Stück auf den neuen Stoff legen und mit dem Schneiderlineal über die volle Breite ca. 10cm dazu rechnen (3cm für die enstehenden Nahtzugaben + Länge, die man der Hose ergänzen möchte, hier 7cm)
  • Oberes Hosenteil mit den neuen Stücken zusammennähen und absteppen
  • Untere Hosenteile annähen und absteppen
  • Hose am Innenbein wieder zusammennähen

Wir hatten schon öfter mal das Problem, dass Hosen etwas knapp sitzen, insbesondere bei einer bestimmten Marke aus den USA. Das war auch schon bei dieser Hose der Fall, bei der ich Bauch- und Beinbündchen mit Hilfe einer alten Leggings erneuert habe: „Bündchen an Kinderhose tauschen„. Daher habe ich den Bund abgeschnitten und den Bund der anderen Leggings angenäht, plus wieder 5cm extra Stoff für mehr Länge. Das ganze auch abgesteppt, sieht es in der Summe wirklich gut und fast wie gewollt aus.

Die Hose hat neue Einsätze am Knie und einen neuen Bund bekommen. Jetzt passt sie wieder bzw. besser als vorher.

Firlefanz und Stickerei

Ich war motiviert, die Hose möglichst schick aussehen zu lassen. Daher sollte sie an den neuen Stoffstücken auch goldene Sternchen bekommen. Ich hatte kein Garn, das farblich genau passte. Aber wenn man gelb und hellbraun kombinierte, sah es von weitem aus wie gold. Ich habe kleine Sterne und Sternschnuppen aufgestickt. Die Große durfte beim Design mitentscheiden. Weil ich dann noch etwas Stoff übrig hatte, habe ich zu guter letzt noch ein passendes Haargummi genäht.

Stickereien wie diese Sterne mache ich gerne mal unterwegs, zum Beispiel im Auto.

Zero Waste Design

Jetzt war von den beiden Hosen wirklich fast alles verarbeitet. Ich habe mir mal den Spaß gemacht, den Rest zu wiegen: 38,9g. Davon habe ich die letzten Fetzen weggeschmissen und das übrige Gummi aufgehoben.

Aus den beiden Hosen sind eine neue passende Hose, ein Haargummi und ein 38,9g Rest geworden.

Ich kann dieses Gefühl, dass ich beim Upcycling habe, gar nicht erklären. Kennt ihr das, wenn ihr euch mal so richtig effizient oder gewieft vorkommt? Diese beiden Hosen wären einfach in jedem anderen Haushalt in den Müll gewandert. Ohne mit der Wimper zu zucken. Und ich meine das nicht als Vorwurf. Das ist völlig normal. Kaputt, zu klein, getragen, will keiner mehr haben, kauft man eh für ein paar Euro neu. Bloß weg mit dem alten Zeug. Aber ich habe aus dem “Müll” noch etwas gemacht. Das “Müllprodukt” sitzt sogar besser, als die beiden Hosen vorher jeweils gesessen haben. Man sieht vielleicht schon, dass da etwas selbst gemacht wurde. Aber im Großen und Ganzen fällt die Hose im Kindergarten-Alltag nicht auf. Wenn sich alles so zusammenfügt, für null Euro, wenn man dadurch noch ein paar neue Käufe pro Saison spart, das finde ich schon irgendwie klasse. Ich denke, dieses Gefühl ist der wahre Grund, warum ich diesen Blog schreibe.